Sammlung  Berlin-Briefmarken
Der einzige Weg, eine Versuchung loszuwerden, ist, ihr nachzugeben.
(Oscar Wilde)
Eine von vielen Fragen mit Antwort:
Hallo Herr Köpfer, in mir keimt nach über 30 Jahren aus unbestimmten Gründen wieder der Wunsch, Briefmarken zu sammeln.

In meiner Kindheit (70er/80er Jahre) habe ich die ......

... Marken aller Briefe und Postkarten abgelöst und in Steckalben sortiert, derer ich habhaft werden konnte. Irgendwann habe ich dann andere Interessen verfolgt und die Sammelei aufgegeben. Nun habe ich vor wenigen Tagen das Gerücht gestreut, dass ich wieder anfangen möchte und bin sofort von allen Seiten mit Kartons voller Briefmarken (noch auf Papier, ausgerissen/ -geschnitten) beschenkt worden. Zusätzlich kann ich noch auf meine private Post der letzten 35 Jahre zurückgreifen, da ich alle Briefe und Postkarten, die ich jemals erhalten habe, inkl. der Umschläge aufgehoben habe. Ich habe Ihre Seiten gründlich studiert und machte mich nun mit den gewonnenen Erkenntnissen an die Aufgabe, das vorhandene Sammelsurium zu sichten und nach sammelwürdigen Marken Ausschau zu halten. Da kam dann schnell Ernüchterung auf: Von den etwa 1.500 Marken, die mir vorliegen, erscheinen mir vielleicht 5 bis 10 sammelwürdig. Ich habe durchaus auch einige Rand- und sogar Eckstücke gefunden, allerdings nur wenige mit idealem Stempel. Dazu kommen bei mir die folgenden Fragen auf: Bin ich vielleicht selbst zu kritisch, was die Qualität der Marken angeht, oder ist das mir vorliegende Verhältnis von Qualität und Ausschuss als normal anzusehen? Und (speziell zu den Stempeln): Ich habe einige größere Marken gefunden, bei denen der Bedarfsstempel relativ zentrisch sitzt und gut lesbar ist; allerdings sieht man auf den Marken zusätzlich auch einen Teil des Wellen-/ Werbe- /Sonderstempels. Wird die Marke dadurch \"verunreinigt\", d.h. sammelunwürdig? Oder ist das noch akzeptabel? Vielen Dank & viele Grüße Martin
Antwort:
Zuerst einmal möchte ich Sie beglückwünschen, sich diesen wunderbaren Spaß wieder zu gönnen.

Nach meinen Erfahrungen sind weit weniger als 1 % dessen, was den Philateliemarkt überschwemmt, sammelfähig. Insofern liegen Sie mit Ihren Erkenntnissen voll in der Realität. Ich kann oft tagelang eBay durchstreifen, ohne auch nur eine Position gefunden zu haben, die mich interessiert. Die Läger des Handels weisen in Bezug auf von uns gesuchte Stempel überwiegend überhaupt nichts auf.

Und Sie sind keineswegs zu kritisch, das ist gesunder Menschenverstand.

Wir Sammler müssen wohl von dem Anspruch, Briefmarkensammeln sei das Zusammenraffen von Unmengen von Briefmarken, abrücken und uns mit dem wenigen Guten bis sehr Guten "zufrieden" geben.

Wenn ich unser Qualitätsstreben beschreiben sollte, würde ich sagen, daß unsere Objekte (kein Machwerk, keine Abos) ohne Fehl und Tadel sein müssen. Im Bereich gestempelter Briefmarken ist ein sauberer, noch lesbarer (Ort und Datum) und zeitgerechter Stempel (keine Sonder- oder Versandstellenstempel) die Mindestanforderung und, in fließendem Übergang, der perfekt zentrische Stempel die höchste Erfüllung – nur der ist ungeheuer selten. Eines unserer schönsten Vergnügen ist also das, unsere Sammlung in diesem Sinne mit kleinsten Schrittchen allmählich zu „vervollkommnen“.

Und um Ihre Frage zu beantworten: Gut gestempelte Marken, bei denen geringe Teile des „Wellenteils“ zu sehen sind, sind sammelwürdig.
Purple succulents

Briefmarken zu sammeln bedeutet, ein Hobby zu haben, das man frei und nur für sich gestalten kann - und es gibt zahllose Varianten. Wie er das tut, kann, nein, muß jeder unter Hinzuziehung vorhandener, oft gegensätzlicher Informationen deuten lernen und seine Schlüsse daraus ziehen.

Eine andere, meist schmerzliche Entscheidungshilfe, sind Erfahrungen, die man mit irgendetwas gemacht hat. Die Leser meiner Seiten wissen was ich meine.

Zurückgezogen auf das Sammelgebiet „Berlin“ (kann auch jedes andere sein) und dessen gestempelte Briefmarken in ihrer schönsten Form, zentrisch und sauber von normalen Postämtern gestempelt, ist das eine echte Fleißaufgabe mit höchstem Vergnügungsfaktor. Voraussetzung ist, Spaß am (oft auch ergebnislosen) Suchen, also Sammeln und am Ende beim Finden (meist Stück für Stück) zu haben und nur höchste Qualität zu akzeptieren. Ein interessanter Effekt ist übrigens, dass jede gestempelte Briefmarke ein Unikat ist, denn kein Stempel ist genau wie jeder andere gesetzt und damit immer wieder erkennbar.

Ich möchte auch noch auf die wunderbare Variante des Sammelns von Briefen und Ganzsachen hinweisen, die ich sehr schätze. Sie ergänzt jede (auch meine) Sammlung aufs Schönste.

Hierzu kann ich den     Blog     von Werner Rittmeier sehr empfehlen. 

Da mein Budget limitiert ist, fallen teure und (sowieso) allerteuerste Raritäten aus meiner Wunschliste komplett raus und bei dem, was ich sammle (mir leisten kann), bin ich bereit, das zu zahlen, was ein Objekt wert ist (mal zu viel?, mal günstig). Und die Wahrscheinlichkeit, bei einem Wiederverkauf den eingesetzten Betrag wieder zu erzielen ist mir auch wichtig – aber, das weiß ich auch, nicht zu garantieren.

Damit man versteht, was ich meine, möchte ich in kurzen oder längeren Abständen, immer wieder durch neue Bilder ergänzt, unter „Berlin-Sammlung“ zeigen, wie eine solche Sammlung aussehen / aufgebaut werden könnte, zeigen, was möglich ist, auf was es ankommt.

Viel Spaß beim Anschauen !